Verbandsliga Männer

OHC Bernstadt – SSV Stahl Rietschen 22:22 (12:12)

Es gibt wichtigeres als Handball. Derbys zum Beispiel. Eigentlich weiß ich schon immer kurz nach dem Spiel, mit welcher Thematik ich den Bericht beginne. Da mache ich mir schon während des Spiels Notizen. Da steht zum Beispiel in der 50. Minute: Sinnbild für das Spiel. Böhm, der eigentlich ein überragendes Spiel macht und Chancen vom feinsten kreiert, ist frei durch und ballert den Ball neben das Tor. Und Curd bekommt kurze Zeit später den Ball beim 7m nicht rein. Das wars. Gefühlt… Acht Minuten vor Schluss mit fünfen hinten (17:22) gegen den Tabellenzweiten. Acht Minuten später geht der letzte Wurf von Luis knapp über das Tor. Aber auch das Unentschieden wird von den Bernstädtern wie ein Sieg gefeiert. Es war ein extrem lautstarkes, hochgradig intensives und teilweise begeisterndes Handballspiel. Beide Teams werden sicherlich irgendwie noch hadern, die Fanlager lieferten sich eine akustische Schlacht vom allerbesten und trotz des besonderen Spiels war es dennoch sehr fair geführt (bei einmal rot und nur insgesamt vier Zeitstrafen). Ja, im Vorfeld hatten unsere Frauen ebenso hochdramatisch gegen die Frauen aus Rietschen in den letzten Minuten das Spiel noch komplett gedreht und feierten ihren Sieg ausgiebig. Vorgelegt sozusagen. Mit Mathias Gnädig, in seiner Funktion heute als Radeberger Schiedsrichter bei den Frauen, hatte ich vor dem Spiel noch einen Plausch. Ja, Bernstadt kann heute viel für uns machen. Mit Blick auf die Tabelle war, und ist dem auch so. AUF GEHT’S. Und Ali, will sofort zeigen, dass er genau weiß, wo das Tor steht. Drin. Selbstbewusstsein auf „grün“ und kampfbereit. Nach noch nicht mal drei Minuten ist der Wettkampftag für unseren Torjäger zu Ende. Glatt rot… Luis muss sofort auf die Platte und das Spiel gewinnt an Fahrt. Danny Ulbrich ist mehrfach durch und gewinnt die Duelle mit dem Torwart. Rietschen ist ähnlich effektiv über die Außen mit Marcus Noack. Die Manndeckung gegen Markus Hähnchen schmeckt den Gästen nicht wirklich. Beide Abwehrreihen agieren stark gegen den Mann. Fehler werden gnadenlos bestraft. Das Spiel wiegt hin und her. Maki, Steve, Willi, Stefan.  Immer wieder baut sich eine blaue Wand gegen die schnellen Gäste auf. Kampf pur. Keiner kann sich absetzen. Einem 6:5 für uns folgt ein 10:8 für die Gäste. Kritiker werden natürlich bemängeln, dass bei sauberen Zuspielen und sicherem Fangen der eine oder andere Fehler vermeidbar gewesen wäre. Das Spiel lebt aber genau davon. Markus Hähnchen gelingen zwei Kempa-Tore. Luis tankt sich immer wieder durch. Und trifft. Böhm hatte ich beschrieben. Zwischen Genie und Wahnsinn. Erst gegen die Latte, als er frei durch ist und den komplizierten macht er zum 9:10 rein. Und kontern können wir auch. Was für eine Übersicht von Luis. Und nun kommt auch ein Spieler immer mehr in Fahrt, der speziell in Hälfte zwei ÜBERRAGEND hält. Tom Seidel im Tor avanciert mit seinen Paraden nicht nur zum Matchwinner, er hält den OHC schlichtweg zwischenzeitlich am Leben. Nach dem herrlichen Kontertor von Stefan verwerten die Gäste ein klasse Zuspiel zum 12:12. Halbzeit. In den zehn Minuten kann man gar nicht alles auswerten. Sequenzen werden skizziert, Alternativen gesucht. Hier ist alles möglich. Weiter so, und eigentlich noch effektiver werden. Das klappt dann leider nicht. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Spielball getauscht wurde oder das Select an den Händen zu flüssig wurde. Faktisch „durch die Bank weg“ spielen wir schlichtweg unsauberer. Es sind nur kleine Feinheiten. Aber mehrere Würfe sind eben nicht drin und die Gäste können sich Stück für Stück absetzen. Und das trotz einer immens starken Abwehrleistung. Da ist jeder für jeden da. Rietschen hat sich besser auf uns eingestellt. Die stehen ja nicht umsonst, faktisch seit Jahren, dort oben. Aber, oder trotz eines bärenstraken Tom Seidel in der Kiste…. Rietschen zieht weg auf 15:19. Wir verpassen den Bällen eine unkoordinierte Flugbahn und können sie leider mehrfach nicht fangen. Trainer Torsten Katzer „jagt tobsuchtsartig an mir vorbei in den Sprecherraum“ und riskiert eine Schulterverletzung. Wir sind, trotz nie aufgebendes Willens, faktisch weg. Es scheint sich das gleiche Dilemma wie in den vielen Spielen zuvor abzuspielen. Es fehlen Alternativen, und die sich immer wieder bietenden Chancen werden teil kläglich, teils überhastet, teils unsauber „verdonnert“. Bei Zeitnahme 48:24 trifft Robin Sturm zum 17:22. Und dann Böhm, und dann Curd… am Anfang beschrieben, eben nicht. Dann passieren eben Dinge… Tom Krauzick versucht sich ebenfalls mit einem 7m. Und Tom hält und explodiert förmlich. Da sind noch 8 Minuten zu spielen. Wo ein Steve Höhne diese Kraft und Übersicht hernimmt: Tor. So sauber gemacht. Und Max Drogoin geht für zwei Minuten. Kekker schreit und tobt: „Es sind nur vier Tore Rückstand“. Und als nacheinander Georg und Gerlach treffen, hat „der Zug, der Zug hat keine Bremsen“. Wie im Rausch jagen die Spieler, körperlich im roten, aber kopfmäßig auf einmal im grünen Bereich nach allem und jeder Möglichkeit, hier doch noch was Zählbares zu erzielen. Und Richard Walter will zu viel „von der Uhr nehmen“. Das dies solch einem Spieler passiert. Und wieder Gerlach, der aus seinem zwischenzeitlichen Tief erwacht. Und Luis. AUSGLEICH. 22:22. Der Lautstärkepegel „zerdrischt alle Dimensionen“. Die Gäste mit der Auszeit. Noch zwanzig Sekunden. Nun zeigen auch sie Nerven und der OHC kommt sogar noch einmal in Ballbesitz. Den letzten Freiwurf macht dann Luis. Drüber und dennoch entlädt sich eine Urgewalt bei der Schlusssirene. Das kannst du nicht beschreiben. DANKE FÜR DIESES GEILE SPIEL! wir.zusammen.OHCfamilie. Euer Alex

Als PS noch ein Kompliment an das sehr junge Schiedsrichterduo Bero Bernhardt und Max Liebscher. Aus Aue bzw. Delitzsch kommend trugen sie durch ihre ruhige Art wesentlich dazu bei, dass trotz dieser ausgelassenen Derbystimmung (die beiden waren nach dem Spiel sichtlich angetan) es eine insgesamt faire Partie war. Respekt die Herren!

 Der OHC Bernstadt mit:

Tom Seidel, Lucas Plociennik, Falko Böhmer(2), Stefan Deutschländer(1), Willi Bräuer, Steve Höhne(2), Karl Bundtke, Danny Ulbrich(4), Alexander Paul(1), Markolf Janeck, Georg Katzer(1), Danny Burkhardt, Luis Kahle(7), Curd Mautsch(4)

Team: Jens Heinze, Torsten Katzer, Jessica Sommerfeld