Verbandsliga Männer
OHC Bernstadt – SG Pirna/Heidenau II. 25:27 (15:13)
„Majestät, wer ko, der ko!“ Eines Tages überholte der Pferdehändler Franz Xaver Krenkl (1780-1860) im Englischen Garten in München verbotenerweise mit seinem Sechsspänner den König Ludwig I. mit seiner Kutsche. Toller Einstieg… was hat das mit dem heutigen Spiel zu tun? Eine Menge. Denn diese bajuwarische Unverfrorenheit, die Chuzpe ist tief in Bayern verankert. Nochmals die Frage… was genau hat das mit dem Spiel zu tun? Es skizziert eine Thematik, welche sich durch die komplette Hinrunde bei uns durchzieht und heute ihren finalen Abschluss erlebte. Es ist die „Kopfsache“. Wenn ich meinen Bruder, der seit über dreißig Jahren in Bad Tölz lebt, manchmal so höre, denke ich: „wenn ich es nicht genau wüsste, dass der in Dresden geboren ist…“ Alles ist größer, besser, tiefer… egal was. Übersteigertes Selbstbewusstsein. Sei es, es ist bei uns im Team eine „Kopfsache“. In dem Bestreben, nichts falsch zu machen…passieren genau dann diese Momente, welche zum Schluss eine aufopferungsvoll kämpfende und streckenweise toll aufspielende Truppe WIEDER als Verlierer von der Platte gehen lässt. Das Publikum hatte ein gutes Gespür genau dafür und verabschiedete die Truppe von Torsten Katzer und Jens Heinze in die Winterpause. Mit viel Applaus. Ich sage hier an diese Stelle erst einmal Danke für diese Leistung. Denn im Gegensatz zur Partie in Dresden letzte Woche zeigte der OHC eigentlich eine gute Leistung. Bis auf… ich werde darauf eingehen. Es bringt nichts, dass ich die ganzen Verletzten aufzähle. Auch beim Team der Gäste fehlten mehrere Spieler. „Aufgefüllt“ mit Spielern aus dem Nachwuchs. Ähnlich wie bei uns, wo mehrere Spieler der 2.Männer, welche am Nachmittag gegen Kamenz ein tolles 24:24 erspielten, mit im Kader waren. Vor dem Spiel sagte ich zu meiner Kollegin Steffi, dass man vor allem auf die Nummer 3 aufpassen müsse. Franz Böttger hatte im letzten Jahr den OHC in der Pließnitzhalle faktisch im Alleingang „abgeschossen“. Keine 35 Sekunden nach Anpfiff zeigte genau dieser Spieler seine Wurfgewalt. Aber nicht nur er. Reichliche fünf Minuten nach Anpfiff stand es 0:4. Es gab schon bessere Auftakte… Der Gast nutzt gnadenlos die Orientierungslosigkeit der Gastgeber aus. Es standen doch mehrere erfahrene Spieler auf der Platte. Das geht doch nicht so weiter… macht es nicht. Denn der OHC erfährt durch Alexander Paul sein erstes Tor, dem der Lange nun munter weitere folgen lässt. Spät, aber nicht zu spät, ändert man das Deckungsverhalten und agiert deutlich offensiver. Mit Erfolg. Und Tony wieder mit Heber ins Tor… geil anzusehen. Und Böhm macht ihn zum 6:7. Man ist in der Partie. Curd kann in der 15.Minute ausgleichen. Die Gäste nehmen Auszeit und reagieren auf „das Zwischenhoch“ des OHC. Die Chance zum Ausgleich per 7m lassen wir liegen. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in einem Spiel KEINEN 7m reingeworfen haben. Heute war das der Fall. Dreimal nix (schaut mal auf das Ergebnis). Aber aus einem 7:9 machen wir ein 10:9, weil die Abwehr nun ihr ganzes Potential zeigt und nach vorn zügig und effizient verwertet wird. Alex und Tony, genauso wie Curd. Die Außen sind in der Partie am heutigen Tage sehr treffsicher. Es ist ein Genuss zu sehen, wie sich Tony (später Danny) und Curd sich immer wieder in Szene setzen – und in Szene gesetzt werden. Auch im Abwehrverhalten jagen sie Bälle ab und verleiten die Gegner zu Fehlwürfen. Und so führen wir 14:13 und Erwin macht Sekunden vor dem Halbzeitpfiff (das war richtig geil runtergespielt) noch das Sahnehäubchen zum 15:13. Eine grundbestimmende positive Stimmung war in der Kabine. Konzentriert weiter spielen! Tom hatte nach anfänglichen Schwierigkeiten sein Potential und eigentlich konnte es so weiter gehen… Von Wiederholung habe ich nicht gesprochen. Dieses Mal benötigen die Gastgeber sage und schreibe 7 Minuten (!), um das erste Tor zu werfen. Danny Ulbrich zum 16:16. Der Vorsprung ist weg. Es ist nicht erklärbar, was dort auf der Platte passiert. Erwin ist saustark im 1:1 gegen die Gäste in der Abwehr. Nach vorn agieren wir zu langsam oder zu unplatziert. Manche Pässe sind so was von riskant und ausgesprochen erfolglos. Die Kreisläufer bekommen faktisch in der gesamten Partie keinen Ball. Curd zeigt seine Klasse und Falko hat der Urlaub sichtlich neue Power gegeben… zudem hält Tom einen 7m. 19:17. Wir sind wieder in der Partie. Gut, die 2 Minuten für Ali kann ich nicht verstehen. Ansonsten habe ich in den letzten Jahren selten solch eine souveräne Partie von einem Schiedsrichtergespann gesehen wie die von Maik Huth und Robert Richter (LHV Hoyerswerda). Das muss ich an dieser Stelle mal schreiben. Aber Georg will den unbedingt und trifft zum 20:18. Es ist noch eine Viertelstunde zu spielen. Und wir verlieren genau hier in den nächsten sechs Minuten das Spiel. Mit 0:5 Toren. Wir vergeigen kläglichst (WIEDER HALBHOCH) unsere Chancen und die Gäste agieren jetzt mit schnellem Spiel über die Außen. 20:23. Auch die Gäste lassen 3 7m liegen… haben aber insgesamt 9 und treffen sechsmal. Georg macht im Mute der Verzweiflung alles richtig. Tankt sich zweimal durch. 22:23. Tom hält den nächsten 7m. Es ist alles offen… in Überzahl beginnt das finale Dilemma. In Unterzahl macht man die Mitte dicht. Wie kann man denn da einen Pass auf Steve versuchen? Sch… Und dreimal vergeben wir nun freie Durchspiele, klarste Chancen. Pfosten, Pfosten und halbhoch. Unser Deckungsverhalten ist gegen die umgestellte Offensive der Gäste zu offensiv. Und bei knapp 2 Minuten vor Schluss treffen sie zum 23:26. Aber Curd und Jonas Riccius, der in der Partie vorher gegen Kamenz mit 7 Treffern brillierte, lassen die Spannung bersten. Zum Schluss spielen das die Gäste gekonnt runter und feiern ihren Auswärtssieg. Und bei uns? Der Applaus tut gut. Danke liebe Fans. Vielen lieben Dank. Wir haben in der Rückrunde sieben (!) Heimspiele. wir.zusammen.OHCfamilie. Mehr denn je. Euer Alex.
Der OHC Bernstadt mit: Tom Seidel, Lucas Plociennik, Falko Böhmer(3), Stefan Deutschländer, Jonas Riccius(1), Steve Höhne, Tony Ulbrich(4), Danny Ulbrich(2), Alexander Paul(5), Erwin Möse(1), Georg Katzer(3), Sören Pörsel(1), Curd Mautsch(5)
Team: Jens Heinze, Torsten Katzer, Tini Ronneberger, Luis Kahle